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Zwei Jahre und drei Tage: Das Blog und ich im Fediverse

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Es gibt Daten in meinem Netzleben, die weiß ich sehr präzise, wie meinen ersten Blogbeitrag. Der 6. Juni 2005. Den 12. April 2020 habe ich ehrlich gesagt nicht so auf den Schirm und bin heute eher durch Zufall darauf gestoßen, dass ich einen kleinen Geburtstag verpasst habe. Seit zwei Jahren und drei Tagen gibt es die Mastodon-Instanz wue.social. Aber im Grund ist das ein sehr wichtiges Datum in meinem Netzleben.

An diesem 12. April vor zwei Jahren beendete ich meine aktive Teilnahme mit dem Würzblog und privat als Herr Thees an den kommerziellen Sozialen Netzwerken. Also Facebook, Instagram und Twitter. Die machten mich nicht mehr glücklich, die Stimmung war zu schlecht, die Mechanismen zu krank. Und da schlug ich meine Zelte endgültig in den freien, dezentralen Netzwerken auf, dem sogenannten Fediverse. Auf einer eigenen Plattform mit dem Namen wue.social, aber verbunden mit vielen tausenden Instanzen auf der ganzen Welt.

Keine Datensammelei, keine undurchsichtigen Algorithmen, dafür netzwerkübergreifende Interaktionen (versucht mal in Instagram auf Twitter zu kommentieren oder mit Youtube auf Facebook zu liken). Es gehört niemandem. Keinen Aktionären, keinem Multimilliadär. Das Soziale Netzwerk ist keine gewinnorientierte Plattform, sondern eben ein Netzwerk.
Das reißt die Unterschiede nur an. Sicherheitsforscher Mike Kuketz hat einen ausfühlichen Beitrag über das Fediverse geschrieben, wie es funktioniert und wie es sich von kommerziellen Netzwerken unterscheidet.

Größe zählt nicht immer

Für das Würzblog hatte die Wegwendung von Facebook & Co heftige Auswirkungen, wenn ich die Reichweite betrachte. Die Zugriffszahlen des Blogs haben mich nie sehr interessiert — ich verdiene eh kein Geld damit, darum kann es mit völlig egal sein, ob ein Beitrag zehnmal im Monat oder tausendmal pro Tag gelesen wird. Zum Glück, denn der Rückgang hätte mich sonst weinen lassen. Die Podcast-Aufrufe sind dagegen kaum zurückgegangen.

Meine Accounts bei Facebook, Twitter und Instagram habe ich noch, da ich nicht weiß, ob ich sie noch doch beruflich mal brauchen werde. Im Moment zum Glück nicht. Alle halbe Jahre melde ich mich mal an und gucke kurz, bin dann aber gleich wieder weg. Irgendwann sind sie wohl so alt und unbenutzt, dass ich sie löschen werde.

Mittlerweile finden sich übrigens wieder Beiträge aus dem Blog auf Facebook. Die werden halbautomatisch aus WordPress herausgeschossen, aber dazu muss ich daran denken und das muss auch funktionieren – was es nicht immer tut. Aber die Reichweite dieser Posts ist auf Facebook nicht sonderlich hoch. Facebook „weiß“, dass ich nur dröge und passiv die Plattform nutze und so gut wie nie selbst angemeldet bin und interagiere. Und das wird abgestraft mit Liebesentzug und Nichtbeachtung. Naja, was soll’s.

Twitter wird von dem Mastodon-Account des Würzblogs gespeist, durch einen Dienst werden alle Tröts (so heißen dort die „Tweets“) auf Twitter gespiegelt. Durch wilde Basteleien meinerseits passiert das manchmal sogar zwei oder dreimal. 😉

Ein wenig schlechtes Gewissen habe ich durch die passive Weiterleitung von Inhalten nach Facebook und Twitter schon — antwortet dort jemand, bekomme ich das nicht mit, jegliche Interaktion läuft ins Leere.

Aber ja, liebe Leserinnen und Leser, die ihr über Twitter oder Facebook auf diesen Artikel gekommen seit — das war nur lieblose Resteverwertung. Tut mit leid. 😉

Life on Mars

Wie das Leben so im Fediverse ist? So wie ich es erlebe: Gut. Originell. Menschlich. Man muss aktiver sein. Informelle Selbstbestimmung ist dort nicht nur ein Schlagwort, sondern Lebensart. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, gerade auch weil sich im Bereich der föderierten Netzwerke gerade sehr viel tut. Aber man darf jetzt nicht denken, dass es Ort voller Frieden, Nächstenliebe und reinster Menschlichkeit ist. Auch Rassisten, Nazis und andere böse Menschen können das Fediverse nutzen. Und tun das auch. Aber eben auf ihrer Insel, ihrem Server.

Als ich vor zwei Jahren und drei Tagen endgültig ins Fediverse gewechselt bin, kannte ich dort so gut wie niemanden. Ein paar Kontakte aus den Jahren, als ich so halbherzig mit Friendica und Hubzilla herumgespielt habe. Doch durch Stöbern, Folgen, netten Antworten und lustigen Gesprächen habe ich einige liebe Menschen kennengelernt (soweit das über ein soziales Netzwerk möglich ist), die ich nicht mehr missen möchte.

Nach und nach kamen ein paar mehr Menschen aus meinem Umfeld ins Fediverse auf die wue.social-Instanz, was dem Ganzen noch einen besonderen Reiz gibt. Rolf, Raupach, der Icey, Nils, der Rööö, Julia und Moggadodde, um nur ein paar zu nennen.

Ich bin auch nach zwei Jahren noch sehr am Experimentieren mit meinen Fediverse-Accounts. Dazu lädt das Fediverse durch seine Dynamik auch ein. Statt einem Youtube-Kanal habe ich einen Peertube-Account. Ich bin im Foto-Netzwerk von PixelFed. Seit Kurzem gibt es mit Lemmy etwas Reddit-Ähnliches, nur eben föderiert. Und alles greift schön ineinander oder versucht es zumindest (es gibt schon noch viele Baustellen). Im Gegensatz zu Facebook, Instagram oder Twitter endet das Fediverse nicht an den Grenzen eines Netzwerks.

Ich bin dankbar für die zwei Jahre im Fediverse, die mir auch den Glauben und die Freude an sozialen Netzwerken wieder zurückgegeben haben. Wohin die Reise in Zukunft gehen wird, wird sich zeigen. Aber ich glaube, soziale Netzwerke gehören nicht in die Hände von Milliardären, nicht mal in die Hände von Unternehmen. Sie gehören in die Hände der Nutzerinnen und Nutzer. In unsere Hände.

Quelle


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